Aktuelle Stunde: Aktuelle Planungen zur D‑Linie — nachhaltig oder kurzlebig?

Zur Sit­zung des Rates der Lan­des­haupt­stadt Han­no­ver am 14. März 2013 gab es zwei Aktu­el­le Stun­den. Eine hat­te die Grup­pie­rung „Die Han­no­ve­ra­ner” bean­tragt unter dem Titel „Der Umgang der Stadt Han­no­ver mit ihrem bau­his­to­ri­schen Erbe”. Schon der Titel weist in die Ver­gan­gen­heit. Dem­ge­gen­über schaut die PIRA­TEN-Frak­ti­on lie­ber in die Zukunft. Des­we­gen hat­ten wir eine wirk­lich Aktu­el­le Stun­de bean­tragt: „Aktu­el­le Pla­nun­gen zur D‑Linie — nach­hal­tig oder kurz­le­big?” Nach­fol­gend doku­men­tie­ren wir die Rede, die Rats­herr Dirk Hill­brecht gehal­ten hat. Der stell­ver­tre­ten­de Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de knüpf­te an sei­ne in der ers­ten Aktu­el­len Stun­de gehal­te­nen Wort­bei­trag an:

 

„Herr Vor­sit­zen­der,
mei­ne Damen und Herren,

eben habe ich natür­lich nichts ver­wech­selt, son­dern habe das bau­po­li­ti­sche Erbe betrach­tet. Und jetzt kom­me ich dazu, mich noch ein­mal mit den Stadt­bahn­pla­nun­gen für die Zukunft zu beschäf­ti­gen. Denn, lie­be Nut­zer des öffent­li­chen Nah­ver­kehrs: „Kurz­le­big oder nach­hal­tig?“ Das ist unse­re Fra­ge zur D‑Linie in die­ser Aktu­el­len Stunde.

Ich habe eben ja tat­säch­lich schon ein wenig dazu gesagt und Sie kön­nen sich viel­leicht vor­stel­len, wie mein Urteil dazu aus­fal­len wird. Aber schau­en wir uns zunächst mal kurz an, wo wir eigent­lich stehen.

Es wird behaup­tet, dass wir als Rat hier eigent­lich gar nicht zustän­dig sei­en für sol­che Ver­kehrs­pla­nun­gen, das sei Regionssache.

Das ist Unfug! Denn natür­lich ist der Rat der Stadt Han­no­ver als höchs­tes poli­ti­sches Gre­mi­um zustän­dig, wenn es hier in Han­no­ver um Bau­pro­jek­te geht. Und natür­lich müs­sen wir uns da unser eige­nes Urteil bilden.

Wir sind hier doch nicht das Abnick-Gre­mi­um der Regi­on, mei­ne Damen und Herren.

Das, was SPD und Grü­ne jetzt für den Innen­stadt­be­reich pla­nen, ist nicht nur teu­er, son­dern auch extrem rückschrittlich.

Wäh­rend in ande­ren Städ­ten der eige­ne Ver­kehrs­raum für Stra­ßen­bah­nen ver­grö­ßert wird, kommt die han­no­ver­sche Pro­vinz­pla­nung auf die absur­de Idee, den Raum für die Stadt­bahn zurückzubauen.

Das, mei­ne Damen und Her­ren, ist wohl bei­spiel­los in Euro­pa, bei­spiel­los für eine fehl­ge­lei­te­te Ver­kehrs­pla­nung. Trotz­dem winkt die Mehr­heit von SPD und Grü­nen in der Regi­on die­se Plä­ne begeis­tert durch.

Wie kann denn eine Mehr­heits­frak­ti­on, die sich attrak­ti­ven öffent­li­chen Per­so­nen­nah­ver­kehr auf die Fah­nen schreibt, so etwas machen?

Ich fra­ge Sie: Was macht denn einen attrak­ti­ven öffent­li­chen Nah­ver­kehr aus?

Ein Schlüs­sel zum Erfolg ist mit Sicher­heit ein ver­knüpf­tes, leis­tungs­fä­hi­ges Nah­ver­kehrs­netz mit kur­zen, direk­ten Umsteigebeziehungen.

Und da haben wir hier in Han­no­ver etli­che posi­ti­ve Bei­spie­le: Kröp­cke, Aegi, Bahn­hof, diver­se S‑Bahnstationen, z.B. Nord­stadt und Karl-Wie­chert-Allee, die Umstei­ge­punk­te zu den Bus­sen und die Park-and-Ride-Anla­gen an den Stadtbahn-Endpunkten.

Das ist alles auf opti­ma­le, schnel­le, direk­te Wege aus­ge­legt, für Fuß­gän­ger, Auto­fah­rer, Rad­ler, Rol­li­nut­zer, Jung und Alt.

Und jetzt kommt die Regi­on, jetzt kom­men Grü­ne und in ihrem Schlepp­tau die SPD daher, und wol­len gegen alle Logik und Ver­nunft die­ses vor­bild­li­che Kon­zept kaputt­ma­chen mit ihren unaus­ge­go­re­nen D‑Li­nie-Ideen.

Umstei­gen? Am Stein­tor hie­ße das zukünftig:

Bei Wind und Wet­ter an roten Ampeln ste­hen — selbst die Fahr­stüh­le wer­den nicht direkt erreich­bar sein. Und am Rasch­platz muss man dann künf­tig 200 Meter weit zur nächs­ten U‑Bahnstation lau­fen. Das soll nach­hal­ti­ge Ver­kehrs­po­li­tik sein?

An eini­gen Stel­len wirkt die Debat­te gera­de­zu ver­lo­gen. So wird die Scheel­h­aa­se-Lösung immer wie­der auf ihren Ast zum Stein­tor redu­ziert, aber der Stre­cken­teil über Water­loo zum Bahn­hof ver­schwie­gen. Dabei bringt gera­de die­ser Ast die von sehr vie­len Nut­zern gewünsch­te und drin­gend not­wen­di­ge bar­rie­re­freie Ver­net­zung der Linie 10 mit dem übri­gen Netz – und zwar mit dem gesam­ten übri­gen Netz!

Mei­ne Damen und Her­ren, wir wol­len hier kei­ne dritt­klas­si­gen Plan­tüf­te­lei­en für eine Stadt­bahn 2. Klas­se.  Was wir hier brau­chen ist ein erst­klas­si­ges, kom­plett ver­knüpf­tes Netz, und dafür sind die Grund­la­gen seit Jahr­zehn­ten gelegt. Las­sen Sie uns dar­auf bau­en. Das ist dann nach­hal­tig und langlebig.

Ich appel­lie­re ins­be­son­de­re an die Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen der SPD, sich in die­ser Fra­ge nicht wei­ter von den Grü­nen am Nasen­ring durch die Are­na zie­hen zu las­sen. Machen Sie Schluss mit die­ser kurz­sich­ti­gen Pla­nung und keh­ren Sie zurück zu nach­hal­ti­ger Politik!

Mei­ne Damen und Her­ren, nach die­sen Wor­ten wer­den Sie mei­ne abschlie­ßen­de Ein­schät­zung sicher nach­voll­zie­hen kön­nen: Die aktu­el­len Pla­nun­gen sind kurz­le­bi­ger Murks. Nach­hal­tig ist das, was lang­fris­tig geplant und teil­wei­se schon umge­setzt wurde.

Und des­halb bin ich wei­ter­hin der Mei­nung, dass der D‑Tunnel gebaut wer­den muss.”