Als Reaktion auf die Vorstellung der Pläne der Region Hannover zum Aus- und Umbau der Stadtbahnlinie D fordern Rats-Piraten in Hannover, die Tunnellösung für die Strecke erneut und ernsthaft zu diskutieren. Eine Umsetzung der vorgestellten Pläne würde die Anbindung der D‑Linie an den Fernverkehr, an die S‑Bahn und an die anderen Stadtbahnlinien verschlechtern. Durch den vorgeschlagenen Abriss der Raschplatz-Hochstraße und die einseitige Sperrung des Posttunnels käme es zudem zu Nachteilen für den Autoverkehr in der Innenstadt.
„Die Präsentation der oberirdischen Stadtbahnplanungen war wenig überzeugend“, sagt Dirk Hillbrecht, baupolitischer Sprecher der hannoverschen PIRATEN-Fraktion. „Auf längeren Abschnitten sind keine eigenen Gleiskörper und enge Kurven geplant. Die Darstellungen zur künftigen Belastung der wichtigen Verkehrsknoten in der Innenstadt ist fragwürdig. Es ist völlig unklar, ob sich die Verkehrssituation gerade für Fußgänger und Radfahrer nicht wesentlich verschlechtert.“ Andis Rava, PIRATEN-Bezirksrat aus Linden-Limmer, ergänzt: „Eine Aufschlüsselung der Kosten gab es nicht. Ein wirklicher Vergleich mit Alternativen ist daher nicht möglich.“
Der D‑Tunnel würde die Anbindung der Stadtbahn aus Ahlem an das restliche Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) entscheidend verbessern und dadurch die Fahrzeiten senken. Gleichzeitig könnten Raschplatz-Hochbrücke und Posttunnel für den Autoverkehr erhalten und dadurch die Verkehrssituation auf der Kurt-Schumacher-Straße ohne eine straßengeführte Stadtbahn deutlich entspannt werden. Eine unterirdische Streckenführung erlaubt eine wirkliche städtebauliche Entwicklung der lange vernachlässigten Goethestraße. Der Kostenanteil der Region für eine Tunnellösung beträgt laut eines Gutachtens von 2009 etwa 32,6 Millionen Euro. Selbst eine Weiterführung der Tunnelstrecke bis zum Platz der Kaufleute wäre immer noch die bessere Lösung in Anbetracht der Kosten, die für die — mit vielen Nachteilen behaftete — oberirdische Streckenführung anfallen. Diese Chancen sollten nun anstelle der von der Region vorgestellten unausgereiften Planungen genutzt werden.
Der Piraten-Haltestellen-Check muss jetzt kommen!
Die jüngsten Entwicklungen und Klarstellungen haben noch einmal sehr deutlich gemacht: Es ist kein Geld da für einen Tunnel. Wer in dieser Situation trotzig darauf besteht entweder Tunnel oder gar nix, der vergibt die für eine Oppositionspartei ohnehin geringen Chancen und Möglichkeiten an Mitbestimmung und Einflussnahme auf die zukünftige Ausgestaltung der Linie-10-Streckenführung.
Das macht vielleicht dann Sinn, wenn man sich davon Wählerstimmen verspricht, die man bei den ewigen Nörglern abzugreifen hofft. Aber das ist eine trügerische Hoffnung, denn die ewigen Nörgler gehen ohnehin nicht mehr zur Wahl. Da geht es den Piraten nicht besser als zum Beispiel der Partei „Die Hannoveraner” oder anderen reinen Protestparteien.
Sehr schnell waren die Piraten am Start, als es darum ging, eine Internet-Abstimmung Pro und Contra D‑Tunnel durchzuführen. Liegt es in Anbetracht der aktuellen Entwicklung nicht nahe in ähnlicher Form über Details der jetzigen Linie-10-Ausbauplanung mit den Möglichkeiten der modernen Kommunikationsmittel mehr Bürgerbeteiligung anzustreben?
Wie wäre es beispielsweise, eine Abstimmung über die Positionierung der Haltestelle Hauptbahnhof zu inszenieren auf der Grundlage des vorgestellten Ausbauplanes durch die Postunterführung zum Platz der Kaufleute. Zum Beispiel so:
A) Die Haltestelle Hauptbahnhof der Linie 10 soll am Anfang der Postunterführung gebaut werden, um einen möglichst kurzen Zugang zum Bahnhof zu gewährleisten.
B) Die Haltestelle Hauptbahnhof soll vor der Ernst-August-Galerie gebaut werden, damit die Linie-10-Fahrgäste keinen so weiten Weg haben, wenn sie in der Ernst-August-Galerie und bei Saturn shoppen gehen.
Man könnte auch noch C) aufnehmen:
C) Die jetzige Linienführung soll erhalten bleiben und ein Hochbahnsteig auf dem Bahnhofsvorplatz entstehen, denn der ist ohnehin schon so verschandelt durch Autos, dass ein Hochbahnsteig eher ein Lichtblick als eine Beeinträchtigung darstellt.
Für die beiden ersten Varianten gibt es ja bereits fertige Pläne, die man als Abstimmungsgrundlage benutzen kann. Und irgendein findiger PC-Designer kann sicherlich die jetzige Haltestelle Hauptbahnhof der Linie 10 um rund 80 cm auf dem Bildschirm liften.