Anfrage: Auswirkungen der Änderungen des Telekommunikationsgesetzes und der Bestandsdatenauskunft auf Bürger und Stadt Hannover

Am 15. April 2013 hat die PIRA­TEN-Frak­ti­on fol­gen­de Anfra­ge gestellt:

„In die Ratsversammlung

Anfra­ge gemäß § 14 der GO des Rates der Lan­des­haupt­stadt Hannover

Aus­wir­kun­gen der Ände­run­gen des Telekommunikationsgesetzes 

und der Bestands­da­ten­aus­kunft auf Bür­ger und Stadt Hannover

Mit den Stim­men von CDU/​CSU, FDP und SPD gegen die Stim­men der Frak­tio­nen BÜNDNIS 90/​DIE GRÜNEN und DIE LINKE. hat der Deut­sche Bun­des­tag am 21. März 2013 ein Gesetz zur Ände­rung des Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ge­set­zes und zur Neu­re­ge­lung der Bestands­da­ten­aus­kunft beschlos­sen. In Kraft tre­ten kann die­ses Gesetz erst nach Zustim­mung des Bun­des­ra­tes, der vor­aus­sicht­lich Anfang Mai 2013 dar­über ent­schei­den wird. Die seit 2004 gel­ten­den gesetz­li­chen Rege­lun­gen wur­den vom Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt par­ti­ell mit Wir­kung zum 30. Juni 2013 außer Kraft gesetzt. Das Gericht hat Tei­le des Geset­zes für ver­fas­sungs­wid­rig erklärt.

Die nun von der Bun­des­re­gie­rung vor­ge­schla­ge­nen Neu­re­ge­lun­gen gehen aller­dings über die bis­he­ri­ge Rechts­la­ge hin­aus und sol­len staat­li­chen Diens­ten und Behör­den (ins­be­son­de­re Geheim­diens­te, Poli­zei, Bun­des­kri­mi­nal­amt und Zoll) einen weit­rei­chen­den Zugriff auf Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­da­ten erlau­ben. Künf­tig sol­len Ermitt­lungs­be­hör­den die Inha­ber von Tele­fon­num­mern und IP-Adres­sen voll­au­to­ma­ti­siert iden­ti­fi­zie­ren kön­nen – ganz ohne Richtervorbehalt.

IP-Adres­sen sind welt­weit ein­deu­ti­ge Num­mern, die jedem End­ge­rät mit Ver­bin­dung zum Inter­net zuge­ord­net wer­den und mit denen Anschluss­in­ha­ber iden­ti­fi­ziert wer­den kön­nen. Die Num­mer ist meist nicht sta­tisch, son­dern wird einem Com­pu­ter oder ande­ren mobi­len End­ge­rä­ten bei der Ver­bin­dung zum Inter­net wech­selnd zuge­wie­sen. In die­sem Fall spricht man von dyna­mi­schen IP-Adres­sen, die sich z.B. alle 24 Stun­den ändern kön­nen. Auch die dyna­mi­schen IP-Adres­sen sol­len nun zu Bestands­da­ten erklärt wer­den, deren Wei­ter­ga­be an Ermitt­lungs­be­hör­den kei­ner Kon­trol­le durch einen rich­ter­li­chen Beschluss unterliegt.

Ein Rich­ter­vor­be­halt soll nur noch für die Her­aus­ga­be von Zugangs­si­cher­heits­codes not­wen­dig sein, also für Pass­wör­ter, PINs und PUKs. Auch hier gibt es Aus­nah­men: für Geheim­diens­te, soge­nann­te Eil­fäl­le und Beschlag­nah­mun­gen. Zur Über­mitt­lung der Daten soll eine elek­tro­ni­sche Schnitt­stel­le ein­ge­rich­tet wer­den, über die der Aus­tausch mit den Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­an­bie­tern erfolgt. Die Nut­zung der Daten soll auch bei klei­ne­ren Ver­ge­hen wie einer Ord­nungs­wid­rig­keit mög­lich werden.

Eine detail­lier­te Rege­lung zur Ver­wen­dung der Daten fehlt im Geset­zes­text eben­so wie ein defi­nier­ter Zeit­raum, in dem Betrof­fe­ne über den Zugriff auf ihre Daten infor­miert wer­den müssen.

Auch wird die Geset­zes­än­de­rung auf Bun­des­ebe­ne lan­des­ge­setz­li­che Ände­run­gen nach sich ziehen.

Vor die­sem Hin­ter­grund fra­gen wir die Verwaltung:

1. Wel­che kon­kre­ten oder poten­ti­el­len Aus­wir­kun­gen wird die Geset­zes­än­de­rung bei Inkraft­tre­ten auf Bür­ge­rin­nen und Bür­ger der Lan­des­haupt­stadt Han­no­ver haben?

2. Inwie­weit kann und wird die Lan­des­haupt­stadt Han­no­ver ver­su­chen, im Inter­es­se ihrer Bür­ger und Bür­ge­rin­nen auf die anste­hen­den Ände­run­gen des Nie­der­säch­si­schen Poli­zei- und Ver­fas­sungs­schutz­ge­setz Ein­fluss zu nehmen?

3. Wer­den sich bei Inkraft­tre­ten der Geset­zes­än­de­rung die Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Arbeits­pro­zes­se in der Zusam­men­ar­beit der Ver­wal­tung mit Ermitt­lungs­be­hör­den — z.B. bei Ord­nungs­wid­rig­kei­ten — ändern? (Wenn Ja: Wel­che Arbeits­ab­läu­fe müs­sen wie neu gere­gelt wer­den? Wenn Nein: War­um nicht?)

Dirk Hill­brecht (stellv. Fraktionsvorsitzender)”

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Update: Da unse­re Rats­an­frage aus Zeit­grün­den nicht mehr in der Rats­ver­samm­lung am 25. April 2013 behan­delt wer­den konn­te, hat die Ver­wal­tung die­se jetzt schrift­lich beant­wor­tet in Drs. 0870/​2013 F1.