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PIRATEN-Fraktion beantragt Erarbeitung einer Informationsfreiheitssatzung für Hannover

Die PIRA­TEN-Frak­ti­on hat am 24. August 2012 die Erar­bei­tung des Ent­wur­fes einer kom­mu­na­len Infor­ma­ti­ons­frei­heits­sat­zung für die Lan­des­haupt­stadt Han­no­ver durch die Stadt­ver­wal­tung bean­tragt. Der Antrag im Wortlaut:

In die Ratsversammlung

Antrag

gemäß § 10 der GO des Rates der Lan­des­haupt­stadt Hannover

Kom­mu­na­le Informationsfreiheitssatzung 

zu beschlie­ßen:

Der Rat der Lan­des­haupt­stadt Han­no­ver beauf­tragt die Ver­wal­tung, eine Sat­zung zur Rege­lung des Zugangs zu Infor­ma­tio­nen des eige­nen Wir­kungs­krei­ses der Lan­des­haupt­stadt Han­no­ver (Infor­ma­ti­ons­frei­heits­sat­zung) aus­zu­ar­bei­ten, ori­en­tiert an der Mus­ter­sat­zung des Bünd­nis­ses Infor­ma­ti­ons­frei­heit, und der Rats­ver­samm­lung zeit­nah vorzulegen.

Begrün­dung:

Trans­pa­renz ist ein wich­ti­ges Mit­ge­stal­tungs- und Kon­troll­in­stru­ment in unse­rer Demo­kra­tie. Dazu gehört auch Infor­ma­ti­ons­frei­heit, wel­che die effek­ti­ve Wahr­neh­mung von Bür­ger­rech­ten ver­ein­facht und das Ver­trau­ens­ver­hält­nis zur öffent­li­chen Ver­wal­tung för­dert. Da die amt­li­chen Bestän­de zudem mit Mit­teln der All­ge­mein­heit erstellt wer­den, besteht ein mehr als berech­tig­tes Inter­es­se an unbü­ro­kra­ti­schem Zugang zu den vor­han­de­nen Informationen.

Auf Bun­des­ebe­ne hat die Ein­füh­rung des Infor­ma­ti­ons­frei­heits­ge­set­zes (IFG) per 1. Janu­ar 2006 die Akten­ein­sichts- und Infor­ma­ti­ons­rech­te gestärkt. Seit­dem kön­nen Bür­ger – unter Wah­rung des infor­ma­tio­nel­len Selbst­be­stim­mungs­rechts – unkom­pli­zier­ter Ein­sicht neh­men in eine Viel­zahl von Behör­den­ak­ten. Aller­dings beschränkt sich die­ses Recht auf Unter­la­gen der Bundesebene.

Um ent­spre­chen­de Rech­te auch gegen­über Lan­des­be­hör­den und Kom­mu­nen gel­tend machen zu kön­nen, bedarf es lan­des­ge­setz­li­cher bzw. kom­mu­na­ler Rege­lun­gen. Alle an Nie­der­sach­sen gren­zen­den Bun­des­län­der haben – mit Aus­nah­me von Hes­sen – eige­ne Infor­ma­ti­ons­frei­heits­ge­set­ze erlas­sen. In Nie­der­sach­sen und weni­gen wei­te­ren Län­dern, z.B. Bay­ern, las­sen ent­spre­chen­de Lan­des­ge­set­ze auf sich war­ten. Daher haben Städ­te wie etwa Braun­schweig, Göt­tin­gen oder Lan­gen­ha­gen, aber auch Mün­chen oder Pas­sau, jeweils ein­stim­mig eige­ne kom­mu­na­le Infor­ma­ti­ons­frei­heits­sat­zun­gen beschlos­sen. Die­se ver­ein­fa­chen den öffent­li­chen Zugang zu Behör­den­in­for­ma­tio­nen auf kom­mu­na­ler Ebe­ne und räu­men Bür­gern zugleich weit­rei­chen­de, ver­bind­li­che Infor­ma­ti­ons­rech­te ein.

Vor die­sem Hin­ter­grund regt der vor­lie­gen­de Antrag an, für die Stadt Han­no­ver eine kom­mu­na­le Infor­ma­ti­ons­frei­heits­sat­zung zu beschlie­ßen – auch die Bür­ger der nie­der­säch­si­schen Lan­des­haupt­stadt sol­len von der Inten­ti­on des IFG pro­fi­tie­ren kön­nen. Zwei­fels­oh­ne beför­dert Han­no­ver schon jetzt par­ti­ell die Trans­pa­renz, etwa mit dem öffent­li­chen Sit­zungs­ma­nage­ment, wei­te­ren Infor­ma­tio­nen im städ­ti­schen Inter­net­an­ge­bot oder auch ver­schie­dens­ten Publi­ka­tio­nen. Den frei­en Infor­ma­ti­ons­zu­gang in eine recht­li­che Form zu gie­ßen und den Bür­gern per kom­mu­na­ler Sat­zung aus­drück­lich zu garan­tie­ren, wäre auch ein deut­li­ches Signal der Lan­des­haupt­stadt in Rich­tung Landesgesetzgeber.

Damit unser Rat nicht wie die Rats­kol­le­gen unse­rer Part­ner­stadt Leip­zig deut­lich mehr als ein Jahr auf einen Sat­zungs­ent­wurf war­ten muss, ist die­sem Antrag als Ori­en­tie­rung für die Aus­ar­bei­tung die Mus­ter­sat­zung des Bünd­nis­ses Informationsfreiheit

(vgl. http://​infor​ma​ti​ons​frei​heit​.org/​m​u​s​t​e​r​s​a​t​z​u​ng/)

bei­gefügt (Anla­ge 1).

Grund­la­ge für eine Dis­kus­si­on im Rat der Lan­des­haupt­stadt Han­no­ver könn­te neben den Bei­spie­len der bereits benann­ten Städ­te auch ein ent­spre­chen­der aktu­el­ler Antrag der Grup­pe „CDU/​GRÜNE“ in der nie­der­säch­si­schen Gemein­de Ede­wecht sein

(vgl. http://​www​.cdu​-ede​wecht​.de/​l​o​k​a​l​_​1​_​1​_​7​3​_​B​u​e​r​g​e​r​b​e​t​e​i​l​i​g​u​n​g​-​s​o​l​l​-​g​e​f​o​e​r​d​e​r​t​-​w​e​r​d​e​n​!​.​h​tml und http://​grue​ne​-ede​wecht​.de/​a​n​t​r​a​g​/​a​n​t​r​a​g​-​k​o​m​m​u​n​a​l​e​-​b​u​e​r​g​e​r​i​n​f​o​r​m​a​t​i​o​n​s​s​a​t​z​u​ng/),

eben­falls infor­ma­ti­ons­hal­ber bei­fügt (Anla­ge 2).

Erfreu­li­cher­wei­se ist fest­zu­stel­len: Ver­tre­ter aller Par­tei­en (nicht Wäh­ler­ver­ei­ni­gun­gen), die in unse­rem Rat mit Man­dats­trä­gern ver­tre­ten sind, haben in ande­ren Kom­mu­nen bereits Anträ­ge für eine Infor­ma­ti­ons­frei­heits­sat­zung in unter­schied­lichs­ten Kon­stel­la­tio­nen initiiert.

Han­no­ver, den 24. August 2012

Dr. Jür­gen Junghänel

(Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der)