Weiter geht’s mit meinem Wochenrückblick (zum ersten Teil).
Auch die Ratssitzung am Donnerstag bot ein paar Highlights: Hier waren es vor allem die Anfragen am Anfang der Sitzung, die das Potential für interessante Diskussionen bargen:
Gleich die erste Anfrage kam von uns: Wie kann denn der Rat der Stadt die Prozesse rund um die D‑Linie beeinflussen. Die Nachfragen dazu kamen aus allen Fraktionen und es entspann sich ein 40 Minuten langes hin und her zwischen Abgeordneten und Verwaltung, wobei sich bei letzterer dann sogar der Oberbürgermeister einschaltete und Stadtbaurat Bodemann bei den Antworten zur Seite sprang. Quintessenz: Die Stadt Hannover ist auf Grund der Kooperationsverträge mit der Region in die Entscheidungsfindung mit „hohem Stellenwert” einbezogen, kann aber letztlich nichts allein entscheiden, da die Hoheit dazu bei der Region liegt. Für die Fragen zur Streckenführung der zukünftigen Stadtbahnstrecke in der Innenstadt wird die Region eine Arbeitsgruppe ins Leben rufen, zu der der Stadtbaurat ebenfalls „eingeladen” wird — was umgehend Nachfragen produzierte, inwieweit er denn Entscheidungen beeinflussen wird können.
Und natürlich war die Frage auch Aufhänger gleich für mehrere Fraktionen, wieder das Hoch-/Niederflurthema hochzukochen. Bodemann wurde mehrfach getriezt, wie denn nun seine Aussagen pro-Niederflur zu verstehen seien, wenn denn die Entscheidung auf Regionsebene eher in Richtung Hochflur zu tendieren scheine. Ich habe mich dazu ja schon ausführlich geäußert und teile — genauso übrigens wie der Experte Professor Meyfahrt aus Kassel — seine Ansicht: Niederflur ist nicht schlecht, aber in einer Stadt, die bereits ein gut ausgebautes Hochflurnetz hat, ist die Sinnhaftigkeit eines zweiten, inkompatiblen Systems höchst fragwürdig.
Auch die zweite Anfrage führte zu einer längeren Diskussion: Rot-grün will eine Bettensteuer. Die Verwaltung will sie nicht. Und die CDU haut in die Kerbe. Sowas bildet eine schöne Grundlage für ein lebhaftes Frage-Antwort-Spiel zwischen Politik und Verwaltung und so war es denn auch. Besonders schön: Jürgens unschuldige Nachfrage, ob denn bei der ganzen Sache mal die Gewerkschaften der Arbeitnehmer in der Branche gefragt worden wären, führte zu einem „Nein” seitens des Oberbürgermeisters — und zu einer merklichen Fassungslosigkeit, warum denn bloß die Verwaltung nicht selbst auf diese Idee gekommen ist und sich stattdessen von uns darauf stoßen lassen muss. Auch dies großes Kino.
Der Rest der Ratsversammlung war eher unspektakulär, die ganze Veranstaltung endete bereits nach gut eineinhalb Stunden. Dafür wird’s ja dann die Woche drauf umso länger…
Am Freitag gab es dann zum Wochenabschluss noch die Sitzung des Kulturausschusses. Ausnahmsweise nicht im Rathaus, sondern im Galeriegebäude in Herrenhausen. Umfangreichstes Thema wären hier wohl die Eintrittspreise für die Gärten und das Schloss in Herrenhausen gewesen, neben der Originaldrucksache gab es dazu nicht weniger als vier Änderungsanträge, davon auch einer von uns.
Angesichts des sich abzeichnenden Kuddelmuddels um die verschiedenen Grundkonzepte und Ergänzungen in diesen Anträgen und Änderungsanträgen hat die Verwaltung das einzig Richtige gemacht: Das ganze Thema wurde wieder von der Tagesordnung genommen und nochmal nachgearbeitet. Offiziell, weil bei einigen Fraktionen noch Beratungsbedarf bestehen soll, ich hoffe aber, dass die Verwaltung die nun gewonnene Zeit auch selbst nutzt, nochmal über die Entwürfe zu gehen. Das ganze erscheint mir zum aktuellen Zeitpunkt — nunja — unausgegoren.
Der Tagesordnungspunkt mit Piratenbeteiligung hätten die VHS-Gebühren sein können. Hier waren bei den Ermäßigungen diejenigen Personengruppen ausgespart worden, die einen der verschiedenen Freiwilligendienste (Freiwilliges Soziales Jahr, Freiwilliges Ökologisches Jahr etc.) leisten. Das hatten wir angemerkt und einen entsprechenden Ergänzungsantrag eingebracht.
Dann passierte folgendes: Am Mittwoch hat sich der VHS-Beirat getroffen, sich unter anderem unseren Antrag angeschaut, ihn wohl für gut befunden — aber nicht für gut genug. Also flugs eine eigene Ergänzung geschrieben, der die Ermäßigungsgruppen nicht mehr explizit nennt, sondern die Gebühren nunmehr für alle „Freiwilligendienstleistende, soweit eine Förderung der Weiterbildung aus Bundesmitteln nicht vorgesehen ist und zwar ohne Einengung des Einsatzbereiches” zu ermäßigen. Das nennt man wohl „überholen ohne einzuholen”…
Ich habe in der Situation dann unseren Antrag zurückgezogen und mich für die Annahme dieser weiter gehenden Formulierung ausgesprochen, nicht ohne anzumerken, dass es uns ja auf die Inhalte ankommt und nicht auf das Parteilogo auf dem Antragsblatt. Das ganze wurde dann auch so verabschiedet.
Letzter Punkt der Tagesordnung war ein umfassender Vortrag über den Zustand der Berggartenallee. Diese ist mit mittlerweile 280 Jahren Alter „in die Jahre” gekommen. Die übergroße Mehrzahl der Bäume ist hinfällig und die Empfehlung des Experten, der die gesamte Allee untersucht hat, war, alles abzuholzen, den Boden komplett neu zu machen (damit die Pilze verschwinden) und dann die gesamte Allee neu zu pflanzen. Die entsprechende Diskussion habe ich nicht mehr mitbekommen, da ich um 15:15 Uhr weg musste.
So endete diese Woche nach drei anstrengenden Sitzungen mit der Erkenntnis: Wenn tatsächlich alles entschieden worden wäre, was am Anfang auf den Tagesordnungen gestanden hat, dann hätte es noch viel länger gedauert.