PIRAT schaut nach bei Amazon

 

„Bei aller Detail­kri­tik posi­ti­ver Gesamteindruck“

Bezirks­rat Marc Herr­mann zu Besuch im Logis­tik­zen­trum des Ver­sand­händ­lers in Bad Hersfeld 

 

Das Ver­sand­han­dels­un­ter­neh­mens Ama­zon gilt als inter­es­siert, sich in Han­no­ver im Bereich der ehe­ma­li­gen EXPO-Park­plät­ze mit einem Ver­sand­zen­trum anzu­sie­deln. Vor die­sem Hin­ter­grund lud der inter­na­tio­nal agie­ren­de Inter­net-Händ­ler Mit­te Mai Ver­tre­ter aller Rats­frak­tio­nen gemein­sam mit den Bür­ger­meis­tern der betrof­fe­nen Bezir­ke Döh­ren-Wül­fel und Kir­chro­de-Bemero­de-Wül­fero­de sowie auch Mit­glie­der der ansied­lungs­kri­ti­schen Bür­ger­initia­ti­ve pro.kronsberg zu einem Besuch des Ama­zon-Dis­tri­bu­ti­ons­zen­trum in Bad Hers­feld ein. Für die PIRA­TEN-Frak­ti­on war Marc Herr­mann mit dabei. Nach­fol­gend berich­tet der Bezirks-PIRAT aus Döh­ren-Wül­fel über den Besuch.

„Ursprüng­lich war nicht vor­ge­se­hen, dass ich als Bezirks­rat aus Döh­ren-Wül­fel mit nach Bad Hers­feld fah­re. Die Ein­la­dung für die­se Besich­ti­gung war an die PIRA­TEN-Frak­ti­on im Rat der Lan­des­haupt­stadt Han­no­ver gerich­tet. Weil ich vor Ort inten­siv mit der The­ma­tik befasst bin, hat­te die Rats­frak­ti­on mich als Mit­fah­rer vor­ge­schla­gen. Die PIRATEN waren die ein­zi­gen, die ein Bezirks­rats­mit­glied zur Mit­fahrt nomi­niert hatten …

Am 15. Mai star­te­ten wir pünkt­lich um 8.45 Uhr mit einem Bus vor dem Neu­en Rat­haus in Han­no­ver und erreich­ten um 11.38 Uhr unser Ziel, das Logis­tik­cen­ter mit der Werks­be­zeich­nung FRA3 (Ama­zon ist mit zwei Logis­tik­zen­tren in Bad Hers­feld angesiedelt).

Als Ers­tes fiel der Kin­der­gar­ten „Ama­zo­nia“ auf, der direkt neben dem Logis­tik­zen­trum eigens für die Kin­der der Mit­ar­bei­ter von Ama­zon gebaut wur­de. Betrie­ben wird er aber ohne finan­zi­el­le Betei­li­gung von Ama­zon, wie wir vor Ort hör­ten, was zu hohen Gebüh­ren und gerin­ger Bele­gung führt. (1)

Als Nächs­tes fiel der Solar­park auf. Rund um das Gebäu­de ste­hen zahl­rei­che soge­nann­te Solar­bäu­me. Die Plat­zie­rung einer Foto­vol­ta­ik­an­la­ge auf dem Gebäu­de­dach, wie ursprüng­lich für Han­no­ver ange­dacht, ist schon auf­grund des­sen Leicht­bau­wei­se nicht mög­lich, erfuh­ren wir vor Ort.

 

Solar­bäu­me bei Ama­zon — Foto: Marc Hermann

 

 

Nach einer kur­zen Begrü­ßung durch Rai­mund Paetz­mann, Euro­pa-Direk­tor für Bau und Immo­bi­li­en des Inter­net-Ver­sand­händ­lers, und Armin Coss­mann, Lei­ter der deut­schen Ama­zon-Logis­tik­zen­tren, in einem Mee­ting­raum namens „John­ny Cash“ (direkt dane­ben befin­det sich ein wei­te­rer Mee­ting­raum namens „Fred­dy Mer­cu­ry“) begann die Füh­rung durch das Unternehmen.

Als Besu­cher beka­men wir den Ein­druck eines ver­gleichs­wei­se ent­spann­ten Arbeits­kli­mas. Eini­ge Teil­neh­mer unse­rer Besu­cher­grup­pe hat­ten mehr Hek­tik an den Arbeits­plät­zen erwar­tet. Die grund­sätz­li­che Mög­lich­keit zum Gespräch mit den Mit­ar­bei­tern nutz­te nie­mand aus der Grup­pe, mit der ich unter­wegs war. Wohl allen war klar, dass die Arbeits­be­din­gun­gen bei Ama­zon sicher­lich bes­ser sein könn­ten. (2) Aber eben­so klar war, dass die­ses The­ma nicht durch ein Ver­bot der Ansied­lung in Han­no­ver regu­liert wer­den kann, son­dern auf ande­ren Ebe­nen zu klä­ren ist.

 
Fotos: Marc Her­mann — Rela­tiv ent­spann­tes Arbeitsklima …

Nach Anga­ben der Ama­zon-Per­so­nal­ab­tei­lung greift das Unter­neh­men so gut wie nie auf Zeit­ar­beits­fir­men zu. Dage­gen ste­hen Berich­te in Medi­en. (3) Außer­halb der Sai­son beschäf­ti­ge Ama­zon fast aus­schließ­lich Mit­ar­bei­ter mit unbe­fris­te­ten Arbeits­ver­trä­gen, so die offi­zi­el­le Amazon-Aussage.

… im Ama­zon-Logis­tik­zen­trum Bad Hersfeld.

 

 

 

 

 

 

 

Das wirt­schafts­na­he Inter­net­por­tal kar​rie​re​.de hat an Ama­zon das Güte­sie­gel „Fair Com­pa­ny“ ver­lie­hen, wel­ches eine Aus­zeich­nung für Unter­neh­men dar­stel­len soll, die sich gegen die Aus­beu­tung der soge­nann­ten Gene­ra­ti­on Prak­ti­kum aus­spre­chen und auch danach han­deln. Wei­ter erhielt Ama­zon die Zer­ti­fi­zie­rung „top Arbeit­ge­ber 2012“. (4)

 

An eini­gen Stand­or­ten gibt es für die Ama­zon-Mit­ar­bei­ter soge­nann­te Job­ti­ckets. So etwas wäre im Fall einer Ansied­lung in Han­no­ver auch für unse­ren Stand­ort wün­schens­wert, vor allem aus ver­kehrs- und umwelt­po­li­ti­schen Gründen.

Für den Stand­ort Han­no­ver konn­ten wir noch in Erfah­rung brin­gen, dass es für Ama­zon aus logis­ti­schen Grün­den nicht mög­lich ist, den an- und abfah­ren­den Lie­fer­ver­kehr nur auf eine Sei­te der Hal­le zu ver­le­gen, so wie es sich die Bür­ger­initia­ti­ve pro.kronsberg wünscht.

Im Abschluss­ge­spräch erklär­te Ama­zon-Ver­tre­ter Armin Coss­mann, das Unter­neh­men wol­le nach wie vor nicht offi­zi­ell Inter­es­se an einer Ansied­lung in Han­no­ver ver­mel­den. Man wer­de sich der­ge­stalt erst dann äußern, wenn sich der Stand­ort ent­spre­chend der Wün­sche von Ama­zon ent­wi­cke­le – das heißt also im Klar­text, wenn der ent­spre­chen­de Bebau­ungs­plan beschlos­sen wor­den ist. Ab bau­recht­li­cher Geneh­mi­gung wür­de Ama­zon 12 Mona­te bis zur Rea­li­sie­rung der Logis­tik­hal­le benö­ti­gen, erklär­te der Ama­zon-Ver­tre­ter zum Schluss des Gespräches.

Um 18:20 Uhr ende­te die Infor­ma­ti­ons­fahrt wie­der vor dem neu­en Rat­haus in Hannover.

Bei aller Detail­kri­tik hat der Besuch in Bad Hers­feld bei den meis­ten Rei­se­teil­neh­mern einen posi­ti­ven Gesamt­ein­druck bezüg­lich des Unter­neh­mens Ama­zon hin­ter­las­sen, auch bei mir.“

 

(1) Stand 3/​2011 — Quel­le: http://kreisanzeiger-online.de/2011/03/10/jusos-fur-niedrigere-%E2%80%9Eamazonia%E2%80%9C-kindergarten-gebuhren/

(2) zur Kri­tik sie­he zum Bei­spiel gewerk­schaft­li­che Posi­tio­nen: www​.ver​di​.de/​t​h​e​m​e​n​/​a​r​b​e​i​t​/​+​+​c​o​+​+​3​3​3​1​a​3​c​2​-​f​f​b​c​-​1​1​e​0​-​4​a​a​8​-​0​0​1​9​b​9​e​3​2​1cd

(3) vgl. bei­spiels­wei­se www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kritik-an-arbeitsbedingungen-bei-amazon-weihnachtselfen-im-praktikum‑1.1186410

(4) Die Zer­ti­fi­zie­rung fin­det man hier: http://​bit​.ly/​L​A​A​Bq0 — Zum Hin­ter­grund der Zer­ti­fi­zie­rung sei zusätz­lich auf einen Bei­trag aus der Süd­deut­schen Zei­tung aus dem Jahr 2010 hin­ge­wie­sen: http://​bit​.ly/​a​A​Q​EyV

 

5 Gedanken zu „PIRAT schaut nach bei Amazon“

  1. Sehr geehr­ter Hermann,

    in ihrem Bericht tref­fen sie Aus­sa­gen die ich so nicht tei­le. Mir sind allei­ne drei Teil­neh­mer ihrer Rei­se­grup­pe per­sön­lich bekannt, die auf dem Besich­ti­gungs­ter­min einen völ­lig ande­ren Ein­druck gewon­nen haben. Dies trotz der ein­sei­ti­gen Schokoladenseiten-Besichtigung.

    Fan­gen wir an mit der Tat­sa­che, dass Ama­zon in Bad Hers­feld noch einen wei­te­re klei­nen Stand­ort (30.000qm) betreibt sowie auch noch wei­te­re Logis­tik­zen­tren in and­ren Städ­ten wie Leip­zig, Augs­burg, Dort­mund etc. Es stellt für die­ses Unter­neh­men kein Pro­blem für einen Tag die Last und Aus­lie­fe­run­gen auf ande­re Stand­or­te zu ver­la­gern. Aus­ser­dem han­delt es sich aktu­ell um eine bestell­ar­me Pha­se. Dies wird Ihnen jeder Ein­zel­händ­ler bestätigen. 

    Der ÖPNV spielt in Bad Hers­feld so gut wie kei­ne Rele­vanz. Durch eige­ne Bebach­tun­gen und Ver­kehrs­zäh­lun­gen wur­de fest­ge­stellt, dass die eigens ein­ge­rich­te­te Bus­li­nie trotz Job­ti­cket von den Mit­ar­bei­tern schlicht­weg nicht ange­nom­men wird. Der Bus fuhr wäh­ren des Beob­ach­tungs­zeit­raums im Dezem­ber 2011 und März 2012 mehr­fach leer vor dem Haupt­ein­gang von Ama­zon vor und ohne Neu­ein­stieg wie­der ab. Die Theo­rie der Rats­mit­glie­der in Han­no­ver, dass die schlech­te Ent­loh­nung einen nied­ri­gen Moto­ri­sie­rungs­grad erzwin­ge ist damit durch die Pra­xis wider­legt. Die meis­ten Mit­ar­bei­ter in Bad Hers­feld rei­sen mit eige­nen PKW an. Zum Teil auch in Fahrt­ge­mein­schaf­ten, da nur PKW mit mehr als einer Per­son die begrenz­ten Mit­ar­bei­ter-Park­plät­ze nut­zen dür­fen. Mit ÖPNV läßt sich die Stand­ort­ent­schei­dung in Han­no­ver nicht begrün­den. Es gibt nur einen Grund eine sol­che Ansied­lung neben der Mes­se zu plat­zie­ren. Es ist die ein­zi­ge zusam­men­hän­gen­de Flä­che inner­halb des Stadt­ge­biet der LH Han­no­ver. Es han­delt sich hier­bei schlicht­weg um ego­is­ti­sche Kirchtum­po­li­tik. Es gibt in der Regi­on Alter­na­tiv­stand­or­te die bes­ser geeig­net wären. Dies wird von der Stadt vehe­ment bestrit­ten, um ihre Stand­ort­ent­schei­dung zu erzwin­gen. Laut Herrn Cross­mann hat sich das Unter­neh­men Ama­zon noch nicht die aus­ge­wie­se­ne Flä­che des Bebau­ungs­plans 1764 öst­lich der Welt­aus­stell­uns­g­al­lee per­sön­lich vor Ort begut­ach­tet. Vor­her wird auch kei­ne Unter­schrift erfol­gen. Dabei erzählt Herr Mön­ning­hoff stets wie­der­ho­lend der poten­zi­el­le Nut­zer habe ich für die Flä­che ent­schie­den. Das ist nach­weis­lich nicht rich­tig und wur­de hier durch Aus­sa­gen von Unter­neh­mens­ver­tre­tern der Fir­ma Ama­zon zwei­fels­frei wider­legt. Für mich stellt sich die Fra­ge, was kann man die­ser Stadt denn über­haupt noch glau­ben darf!? Aus mei­ner Sicht in die­ser The­ma­tik sehr wenig. Im Übri­gen zeigt sich Herr Cross­mann Alter­na­tiv­stad­or­ten in der Regi­on Han­no­ver nicht abgeneigt. 

    Dann zum The­ma KIVA. Der welt­weit füh­ren­de Her­stel­ler von Logis­tik­ro­bo­tern wur­de im Rah­men eines stra­te­gi­schen inves­tem­ents von Ama­zon über­nom­men. Nun fin­det sich im aktu­el­len Bebau­ungs­plan 1764 die Bau­mas­sen­zahl 8,0. Das bedeu­tet das Gebäu­de kann in 8 (!!) Geschos­se unter­teilt wer­den. Dann spre­chen wir von knapp 800.000 qm Logis­tik­flä­che. Das macht durch­aus Sinn. Denn die auto­nom­men Kiva-Robo­ter benö­ti­gen nur eine Geschoss­hö­he von 1,5 Metern. D.h. es wäre theo­re­tisch in extrems­ter Aus­prä­gung ein 16facher In- und Out­put gegen­über aus­schließ­lich manu­el­ler Komis­sio­nie­rung mög­lich und denk­bar. D.h. 16.000 LKW-Fahr­ten pro Tag. Das sind alles Punk­te die gegen­wär­tig noch völ­lig unge­klärt und offen sind und in einer Bau­geh­mi­gung Berück­sich­ti­gung fin­den müssen.

    Die Eigen­dar­stel­lung des Unter­neh­mens bzgl. unbe­fris­te­ter Arbeits­ver­trä­ge wird durch Ver­di wider­legt. Ent­ge­gen der Dar­stel­lung eini­ger nai­ver Rats­mit­glie­der ist der Betriebs­rat erst in Grün­dung und for­mal noch nicht vor­han­den. Amzon kämpft mit allen Mit­teln um die Grün­dung des BR zu ver­hin­dern. Die Anzahl anhän­gi­ger Kla­gen vor dem Arbeits­ge­richt spricht eine deut­lich ande­re Spra­che als das gekauf­te Prä­di­kat „Arbeit­ge­ber des Jah­res”. Ich wür­de sagen Witz des Jahres.

    Und noch eine per­sön­li­che Fra­ge. War­um gehen Sie in ihrer Beschrei­bung nicht auf das angren­zen­de Rot­licht­mi­lieus (Wohn­wa­gen mit roten Later­nen) auf der Zufahrt zu Ama­zon Bad Hers­feld ein!? Pro­sti­tu­ti­on scheint eine sehr unschö­ne Begleit­erschei­nung des vie­len LKW-„Verkehrs” zu sein, die ich mir hier in Han­no­ver auf kei­nen Fall wün­sche. Aber wie sag­te Herr Engel­ke von der FDP doch so schön in der HAZ: Seit er das in Bad Hers­feld gese­hen habe, mache er sich um den Ver­kehr kei­ne Sor­gen mehr. Wel­chen Ver­kehr mein­te er?

    MfG
    Hel­mut Niemeyer

    1. Sehr geehr­ter Herr Niemeyer,

      vie­len Dank für Ihren Kom­men­tar auf unse­rer Web­sei­te. Ich möch­te dazu Stel­lung nehmen.
      Sie haben Fol­gen­des geschrie­ben, „dass das Unter­neh­men in Bad Hers­feld noch einen wei­te­ren klei­nen Stand­ort (30.000qm) betreibt sowie auch noch wei­te­re Logis­tik­zen­tren in and­ren Städ­ten wie Leip­zig, Augs­burg, Dort­mund etc. Es stellt für die­ses Unter­neh­men kein Pro­blem für einen Tag die Last und Aus­lie­fe­run­gen auf ande­re Stand­or­te zu ver­la­gern. Außer­dem han­delt es sich aktu­ell um eine bestell­ar­me Pha­se. Dies wird Ihnen jeder Ein­zel­händ­ler bestätigen“
      Natür­lich könn­te Ama­zon die Last und Aus­lie­fe­rung für ein paar Tage auf ande­re Stand­or­te ver­le­gen. Mir ist aber nicht ganz klar, was sie damit zum Aus­druck brin­gen möch­ten. Es geht bei der Ansied­lung in Han­no­ver um eine lang­fris­ti­ge Ange­le­gen­heit. Ama­zon ist ein stark expan­die­ren­des Unter­neh­men und ist daher auf wei­te­re Dis­tri­bu­ti­ons­zen­tren neben den bereits bestehen­den ange­wie­sen. Um der Nach­fra­ge der Kun­den nach einem mög­lichst zeit­na­hen Ein­tref­fen der bestell­ten Ware gerecht zu wer­den, ist es für das Unter­neh­men Ama­zon wich­tig, sich bei der Pla­nung neu­er Dis­tri­bu­ti­ons­zen­tren auch nach Nord­deutsch­land zu orientieren.

      Zu Ihren Aus­sa­gen bzgl. ÖPVN hal­te ich per­sön­lich den Stand­ort Bad Hers­feld nicht geeig­net, um ihn für einen Ver­gleich mit dem Stand­ort Han­no­ver her­an­zu­zie­hen. Hier lie­gen kom­plett unter­schied­li­che Struk­tu­ren vor. 

      Bezüg­lich Ihres Hin­wei­ses auf den Erwerb von KIVA, dem Her­stel­ler von Logis­tik­ro­bo­tern, möch­te ich ent­geg­nen, dass KIVA-Robo­ter bei Ama­zon der­zeit nicht ein­ge­setzt wer­den. Wie KIVA-Robo­ter in Zukunft ein­ge­setzt wer­den könn­ten, ist rein spe­ku­la­tiv. An Spe­ku­la­tio­nen möch­te ich mich aber nicht beteiligen.

      Natür­lich ist auch mir bewusst, dass die Arbeits­be­din­gun­gen bei Ama­zon nicht opti­mal sind, was ich im Übri­gen auch nicht behaup­tet habe. Viel­mehr fin­den Sie auch einen Hin­weis auf gewerk­schaft­li­che Kri­tik (vgl. dazu ins­be­son­de­re Fuß­no­te 3). Wir wer­den aber kei­ne Ver­bes­se­run­gen dadurch her­bei­füh­ren kön­nen, dass wir Ama­zon die Ansied­lung am Kronsberg ver­bie­ten. Ich habe auch schon mit Ver­tre­tern der Gewerk­schaft ver.di gespro­chen, die die Sache genau so sehen und sich daher eben­falls für eine Ansied­lung in Han­no­ver aus­ge­spro­chen haben. 

      Abschlie­ßend noch zu Ihrem Hin­weis auf das von Ihnen beschrie­be­ne angren­zen­de Rot­licht­mi­lieu in Bad Hers­feld. Grund­sätz­lich ist fest­zu­stel­len, dass mit Inkraft­tre­ten des soge­nann­ten Pro­sti­tu­ti­ons­ge­set­zes seit 2002 Pro­sti­tu­ti­on in Deutsch­land erlaubt ist. Sie gilt seit­dem als lega­le Dienst­leis­tung. Eine Zunah­me der soge­nann­ten Wohn­wa­gen­pro­sti­tu­ti­on inner­halb des Stadt­ge­biets hal­te ich für aus­ge­schlos­sen, da nach mei­ner Kennt­nis beim Auf­stel­len eines sol­chen Wohn­wa­gens eine soge­nann­te Son­der­nut­zung des öffent­li­chen Ver­kehrs­raums vor­liegt, die geneh­mi­gungs­pflich­tig ist. Die Ertei­lung einer sol­chen Geneh­mi­gung inner­halb eines Stadt­ge­biets hat es bis­her mei­nes Wis­sens nicht gege­ben. Im Bedarfs­fall könn­te das auch mit einer Sperr­be­zirks­ver­ord­nung gere­gelt werden. 

      Ich dan­ke Ihnen für den Dialog.
      Mit freund­li­chen Grüßen

      Marc Herr­mann

  2. Sehr geehr­ter Herr Herrmann,

    vie­len Dank für ihre dif­fe­ren­zier­te und durch­aus sach­li­che Antwort.

    Die Aus­ein­an­der­set­zung mit KiVa ist m.E. nicht im Bereich der Spe­ku­la­ti­on anzu­usie­deln. Das Unter­neh­men Ama­zon hat KiVa für knapp 800 Mio. US-Dol­lar nicht erwor­ben, um des­sen Tech­no­lo­gien nicht ein­zu­set­zen. Sei­ne Aktio­nä­re wer­den schnells­mög­lich einen Return On Invest­ment (ROI) einfordern. 

    In dem Ent­wurf für den B‑Plan steht eine maxi­ma­le Geschoss­zahl von 8. Etwas was bei einer Gebäu­se­hö­he von 14 Metern völ­lig über­trei­ben erscheint. Dies ist es aber nicht da die KiVa-Robo­ter nur eine Höhe von 1,5 Metern benö­ti­gen. Übri­gens ist die Mas­sen­zahl von 7,0 im Bau­amt und 8,0 in dem Bür­ger­amt Bemero­de kei­ne Spe­ku­la­ti­on, son­dern eine Tat­sa­che, die ver­mut­lich dem Robo­tik-Hin­ter­grund geschul­det ist. Wie Sie sehen wur­de auf­grund der Dif­fe­renz an den Aus­le­gungs­or­ten an der Mas­sen­zahl (ver­mut­lich) noch nach­träg­lich geschraubt. 

    Was sagen sie zu der aktu­el­len Situa­ti­on und den Bau­ar­bei­ten auf dem Gelän­de!? Auf der Flä­che öst­lich der Welt­aus­stel­lungs­al­lee wur­den mit einer Art Minit­re­cker (ver­mut­lich ein Wal­zen­streif­ge­rät) die Flä­chen line­ar befah­ren. Die Flo­ra und Fau­na scheint nun groß­flä­chig abzu­ster­ben. Die Grä­ser sind alle braun gewor­den. Vie­le Anwoh­ner sind scho­ckiert, ob der Mass­nah­men in Bezug auf Habi­tat und Land­schafts­bild. es gibt Zeu­gen und Bil­der von der Feld­ler­che. Dies alles obwohl der B‑Plan noch gar nicht geän­dert wur­de. Mei­nem Kennt­nis­stand nach ist die Mes­se sowie die Stadt Han­no­ver Eigen­tü­mer der Flä­che. Stadt und Mes­se blei­ben in der Ver­ant­wor­tung dafür, dass Drit­te dort nicht rechts­wid­rig han­deln. Die Klar­stel­lung der Stadt ggü. der Initia­ti­ve Pro Kronsberg (www​.pro​kronsberg​.de) bezog sich bis­her nur dar­auf, dass die Stadt dies „nicht beauf­tragt” hat. Dem­nach ist hin­ter dei­sem hal­ben Demen­ti m.E. viel mehr dahinter.

    Die Initia­ti­ve Pro Kronsberg ist übri­gens nicht gegen eine Ansied­lung von Ama­zon. Aber gegen eine Ansied­lung öst­lich der Welt­aus­stel­lungs­al­lee, nur weil sie die letz­te zusam­men­hän­gen­de gro­ße Flä­che inner­halb des Stadt­ge­biets ist, die der Stadt Han­no­ver bzw. deren Toch­ter Mes­se AG gehört. Es gibt in der Regi­on — allen Beteue­run­gen von Herrn Mön­ning­hoff zum Trotz — genü­gend ande­re geeig­ne­te Flä­chen. Herr Cross­mann (Ama­zon) hat ja auf inter­nen Gesprä­chen unzwei­fels­frei ange­deu­tet, dass er sich die Flä­che neben der Mes­se zum einen per­sön­lich noch gar nicht ange­schaut habe. Zum ande­ren auch Flä­chen außer­halb des Stadt­ge­biets — also in der Regi­on Han­no­ver — in sei­ne Betrach­tung mit ein­be­zie­hen wer­de. Ver­mut­lich gibt es hier aller­dings Abspra­chen zwi­schen der LH Han­no­ver und der Regi­on sich nicht ins Gehe­ge zu kom­men. Die regi­on hat genua die Flä­che mal für Logis­tik­an­sied­lun­gen als rel. unge­eig­net ein­ge­stuft. wegen des Mes­se­ver­kehrs. Mei­nes Erach­tens müs­sen für ein der­ar­ti­ges Vor­ha­ben die Vor­aus­set­zung gege­ben sein. Da die ver­kehr­li­chen Kapa­zi­tä­ten (Stich­wort Mes­se) das eng­paß­be­zo­gen nun mal lei­der beim bes­ten Wil­len nicht her­ge­ben und die Stadt nicht bereit ist hier nöti­gen­falls in den ver­kehr­li­chen Aus­bau zu inves­tie­ren — da es sie finan­zi­ell über­for­dert — kann sie nicht mit dem Kopf durch die Wand. Von der unge­lös­ten Depo­nie­fra­ge — die ver­mut­lich sogar das Haupt­po­blem dar­stellt — mal ganz schwei­gen. V.a. feh­len stich­hal­ti­ge Argu­men­te war­um die Ansiel­dung auf dem Stadt­ge­biet die Vor­tei­le grö­ßer wären als in der Regi­on. Die Arbeits­plät­ze wären auch in der Regi­on für Han­no­ver von Vor­teil. ÖPNV ist da nur vor­ge­scho­ben. Die eigens ein­ge­rich­te­te Bus­li­nie in Bad Hers­feld wird von den Ama­zo­ni­ern über­haupt nicht angenommen.

    Es bleibt spannend!

    Mit bes­ten Grüßen
    Hel­mut Niemeyer

    1. Sehr geehr­ter Herr Niemeyer,

      natür­lich zwei­fe­le ich nicht dar­an, dass Ama­zon frü­her oder spä­ter KiVa für sich nut­zen wird. Nur wie und in wel­chem Umfang, das mag außer­halb von Ama­zon sicher noch kei­ner ein­schät­zen können.

      Eines der Argu­men­te gegen die Ansied­lung von Ama­zon durch die Initia­ti­ve pro.kronsberg war es mal, dass der Arbeits­markt der Regi­on Han­no­ver die von Ama­zon benö­tig­te Zahl an Mit­ar­bei­tern gar nicht her­ge­ben wür­de. Nun ent­steht bei mir der Ein­druck, dass Sie ver­su­chen zu argu­men­tie­ren, dass die eigent­lich nicht vor­han­de­nen Arbeits­kräf­te durch Robo­ter ein­ge­spart wer­den sollen.

      Ich habe mir am Mitt­woch erneut einen Über­blick über die aktu­el­le Lage am Kronsberg ver­schafft, habe den Arti­kel in der HAZ gele­sen und die Aus­füh­run­gen von Herrn Pod­schad­ly wäh­rend der Bezirks­rats­sit­zung in Döh­ren-Wül­fel gehört.

      Aller­dings möch­te ich nun erst­mal auf den von der Stadt ver­spro­che­nen Bericht war­ten, der in weni­gen Tagen erschei­nen müss­te, bevor ich die aktu­el­len Vor­gän­ge wei­ter kommentiere. 

      Audia­tur et alte­ra pars — Man höre auch die ande­re Seite!

      Ich habe kei­ne Kennt­nis­se dar­über, ob Herr Coss­mann in inter­nen Gesprä­chen geäu­ßert hat, dass er das Gelän­de am Kronsberg noch nicht kennt.

      Bezüg­lich des Stand­or­tes gehe ich mit der Mei­nung von Herrn Möning­hoff kon­form und sehe in der Regi­on kei­nen Stand­ort, der die glei­chen opti­ma­len Vor­aus­set­zun­gen für eine Ansied­lung von Ama­zon bie­tet wie der ange­dach­te Bereich am Kronsberg.

      Mit freund­li­chem Gruß

      Marc Herr­mann

  3. Sehr geehr­ter Herr Herrmann,

    ich hat­te in der Zei­tung davon gele­sen, dass die in der Dis­kus­si­on um die Ama­zon-Ansied­lung erho­be­ne For­de­rung nach Mit­ar­bei­ter-Auto-Abstell­plät­zen auf dem Fir­men­ge­län­de kon­tro­vers verlief.

    Einer­seits wer­den kos­ten­freie Mit­ar­bei­ter-Stell­plät­ze gefor­dert, weil die Anwoh­ner andern­falls befürch­ten müs­sen, dass Mit­ar­bei­ter, die mit dem Auto zur Arbeit fah­ren, die Wohn-Umge­bung rund um das Fir­men­ge­län­de rück­sichts­los zupar­ken, wenn sie für einen Stell­platz auf dem Gelän­de etwas bezah­len müss­ten. Ande­rer­seits wur­de dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Ver­pflich­tung für Ama­zon kos­ten­los Mit­ar­bei­ter-Stell­plät­ze auf dem Gelän­de anbie­ten zu müs­sen, den Inves­tor abschreckt.

    War­um wird nicht dar­über dis­ku­tiert, eine Park­raum­be­wirt­schaf­tung in den angren­zen­den Wohn­ge­bie­ten ein­zu­füh­ren, die zuver­läs­sig ver­hin­dern kann, dass Orts­frem­de die Wohn­ge­bie­te mit Park­raum­such­ver­kehr und Zupar­ken belästigen

    Wofür tre­ten Sie in die­ser Fra­ge ein?

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