M E D I E N I N F O R M A T I O N
„Es ist sehr erfreulich, dass Oberbürgermeister Weil die zuvor den Fraktionen schriftlich mitgeteilte Sichtweise zurückgenommen hat, seine Beurlaubung habe besondere Eilbedürftigkeit und sei nicht öffentlich zu beraten.“ Mit diesen Worten kommentiert Ratsherr Dirk Hillbrecht die komplette Kehrtwende des hannoverschen Verwaltungschefs.
Mit der Einlassung, der Vorgang sei von besonderer Eilbedürftigkeit, hatte das von OB Weil geleitete Dezernat I den Ratsfraktionen am 17. Oktober um 12.10 Uhr im Ratsinformationssystem eine Drucksache mit dem Titel „Beurlaubung von Herrn Oberbürgermeister Weil“ (2343/2012) zur Verfügung gestellt. Schon einen Tag später sollte die Ratsversammlung dazu einen endgültigen Beschluss fassen.
Im Regelfall müssen Anträge „spätestens am zehnten Tag vor dem Tag der Ratssitzung“ vorliegen, heißt es demgegenüber in der Geschäftsordnung des Rates. „Wir sehen keinerlei Anhaltspunkte für die ins Feld geführte Eilbedürftigkeit, wohl aber Beratungsbedarf zur Drucksache und ihrem Inhalt“, erklärt Fraktionsvize Hillbrecht. Deswegen hat die PIRATEN-Fraktion in der Ratsversammlung am 18. Oktober die Vertagung der Beratung beantragt – ein in der Ratspraxis vollkommen übliches, von allen Fraktionen regelmäßig genutztes Mittel.
„Wir verstehen den Rat nicht als Abnick-Versammlung und nehmen die Aufgabe sehr ernst, das Handeln des Oberbürgermeisters und der von ihm geleiteten Verwaltung zu kontrollieren“, so Ratspirat Hillbrecht. „Es ist bemerkenswert, dass Vertreter etablierter Ratsfraktionen mit höchst aggressiven Angriffen gegen uns agieren, obwohl wir schlicht von unseren demokratischen Grundrechten Gebrauch machen“, bilanziert der Fraktionsvize die Debatte zu Tagesordnungspunkt 18 der Sitzung am 18. Oktober 2012. Und: „Ebenso bemerkenswert ist, dass keine Fraktion einen Geschäftsordnungs-Antrag auf Feststellung besonderer Dringlichkeit der Drucksache 2343/2012 gestellt hat.“ Einen solcher hätte in der Ratsversammlung mit einfacher Mehrheit durchgebracht werden können. Danach hätte der Rat gemäß Geschäftsordnung sofort über den Tagesordnungspunkt 18 abstimmen müssen.
Es bleibt also festzuhalten, dass nach Intervention der PIRATEN-Fraktion weder der Rat noch der OB eine besondere Dringlichkeit geltend gemacht haben. Eine Beschlussfassung kann in der nächsten Ratssitzung stattfinden, die bereits in drei Wochen stattfindet.