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PIRATEN zur Diskussion um Straßenumbenennungen in Hannover

M E D I E N I N F O R M A T I O N

Rats­frak­ti­on kri­ti­siert unde­mo­kra­ti­schen Allein­gang der Kul­tur­de­zer­nen­tin und for­dert die sofor­ti­ge Ein­be­zie­hung der gesetz­lich zustän­di­gen Bezirks­rä­te und Fach­aus­schüs­se des Rates 

Gro­ße Irri­ta­ti­on bei der PIRA­TEN-Frak­ti­on im Rat der Lan­des­haupt­stadt Han­no­ver über die Kul­tur­de­zer­nen­tin: Mar­lis Dre­ver­mann hat am ver­gan­ge­nen Frei­tag (6.09.2013) im Allein­gang der Öffent­lich­keit ein Pro­jekt „Wis­sen­schaft­li­che Betrach­tung von namens­ge­ben­den Per­sön­lich­kei­ten“ vor­ge­stellt. Dabei geht es um die his­to­ri­sche Ein­ord­nung der Bio­gra­phien von Per­so­nen aus der NS-Zeit, nach denen Stra­ßen, Schu­len und kom­mu­na­le Ein­rich­tun­gen benannt sind.

Die pri­mär für Stra­ßen­um­be­nen­nun­gen zustän­di­gen poli­ti­schen Gre­mi­en wur­den nicht über das Kon­zept­pa­pier infor­miert. Den Pla­nun­gen zufol­ge sol­len eine Pro­jekt­grup­pe der Ver­wal­tung und ein beru­fe­ner Bei­rat unter Vor­sitz von Frau Dre­ver­mann unter Aus­schluss der Öffent­lich­keit wir­ken. Ein­zi­ge Schnitt­stel­le zur Poli­tik soll gemäß Ver­wal­tungs­pa­pier die nicht-öffent­lich tagen­de Geschäfts­ord­nungs­kom­mis­si­on (GOK) sein. „Es ist unde­mo­kra­tisch, wenn ein nicht zustän­di­ges Gre­mi­um dar­über ent­schei­det, inwie­weit Mit­glie­der der Stadt­be­zirks­rä­te ein­be­zo­gen wer­den“, kri­ti­siert Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der Dr. Jür­gen Junghänel.

Laut Nie­der­säch­si­schem Kom­mu­nal­ver­fas­sungs­ge­setz (§ 93) liegt die Zustän­dig­keit für Benen­nun­gen von Stra­ßen, Wegen und Plät­zen bei den Stadt­be­zirks­rä­ten bzw. beim Rat, wenn meh­re­re Stadt­be­zir­ke betrof­fen sind. Der Rat ist auch für Ehren­bür­ger und Ehren­grä­ber zustän­dig, eben­so für kom­mu­na­le Ein­rich­tun­gen. „Des­we­gen ist voll­kom­men unzu­rei­chend, dass Frau Dre­ver­mann ihre Pla­nun­gen nur dem ver­trau­lich tagen­den Ver­wal­tungs­aus­schuss zur Abstim­mung vor­le­gen will. Wir for­dern ein trans­pa­ren­tes Pro­jekt­ver­fah­ren, das die Bezirks­rä­te sowie die zustän­di­gen Fach­aus­schüs­se von vorn­her­ein ein­be­zieht“, erklärt Dr. Junghänel.

Außer­dem soll­te die Ver­wal­tung nach Ansicht der PIRA­TEN-Frak­ti­on nicht ein­sei­tig – wie der­zeit vor­ge­se­hen – die Zusam­men­set­zung des Bei­ra­tes fest­le­gen. Viel­mehr soll­ten die Bei­rats­mit­glie­der unter Ein­be­zie­hung der demo­kra­tisch legi­ti­mier­ten Rats­mit­glie­der aus­ge­wählt wer­den. „Wir plä­die­ren für eine Erwei­te­rung des Bei­ra­tes, bei­spiels­wei­se um Ver­tre­ter von Sin­ti und Roma, von Les­ben und Schwu­len, von Zwangs­ar­bei­tern und Opfer­or­ga­ni­sa­tio­nen sowie aus Part­ner­städ­ten. Außer­dem hal­ten wir zusätz­lich eine Über­prü­fung von Namens­ge­bern aus Zei­ten vor der Nazi-Dik­ta­tur für erfor­der­lich“, sagt der Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de. Und wei­ter: „Neben der not­wen­di­gen Fach­dis­kus­si­on brau­chen wir eine brei­te öffent­li­che Debat­te in der gesam­ten han­no­ver­schen Stadtgesellschaft.“

(ver­öf­fent­licht am 8. Sep­tem­ber 2013)